Aktuelle Situation

Liebe Jahnfamilie,

Morgen steht mit dem Heimspiel gegen Braunschweig aufgrund der kranken WM in Katar bereits das letzte Heimspiel des Jahres an. Erneut hat die Jahnelf damit vor eigenem Publikum die Möglichkeit, dem großen Ziel Klassenerhalt mit drei Punkten wieder ein Stückchen näher zu kommen.

Das Jahnstadion war in den vergangenen fünf Jahren eine Festung, vor der auch große Gegner Respekt hatten. Eine Festung, in der gemeinsam große Siege erreicht wurden, schon verloren geglaubte Spiele gedreht und nach bitteren Niederlagen gemeinsam nach vorne geblickt wurde. Es schien nichts zu geben, das diese Festung erschüttern könnte. Jeder war sich seiner Rolle bewusst und jeder war sich bewusst, dass wir es dadurch jedes Jahr wieder schaffen können. Und dass wir den Klassenerhalt tatsächlich fünf Jahre in Folge meist souverän geschafft haben, ist alles andere als selbstverständlich, betreiben wir doch Jahr für Jahr (finanziell gesehen) mit den kleinsten Aufwand. Wenn man sich die aktuellen von der DFL veröffentlichten Kennzahlen ansieht hatte kein Club, der in der betrachteten Saison 2020/21 mit uns in der Liga war, einen kleineren Personalaufwand als wir. Selbst ein Club wie der SV Sandhausen, wo manche Leute schon davon ausgehen, dass man hier automatisch gewinnen müsse, hat in dem Zeitraum etwa 14 % mehr für Personal ausgegeben. Das bedeutet im Umkehrschluss: Würden alle Mitarbeiter, Spieler und Fans die gleiche Leistung abrufen wie in den anderen Vereinen, hätten wir in der Saison 20/21 wie in allen Zweitligajahren seit 2017 absteigen müssen.

Sind wir aber nicht, weil alle gemeinsam an einem Strang gezogen haben und mit Optimismus, unbändigem Willen und Begeisterung für das gemeinsame Ziel gefightet haben.

Auch in diesem Jahr sind wir mit aktuell sowohl punktemäßig (der jetzige Punkteschnitt auf die Saison gerechnet ergäbe 40,8 Punkte) als noch mehr tabellarisch (Platz 9!!!) im Soll.

Trotzdem bekommt man das Gefühl, dass unser oben beschriebenes Gebilde derzeit nicht so stabil ist, wie wir es kennen. Da ist zum einen die Mannschaft, die einerseits überraschend souveräne und überzeugende Siege feiert, andererseits bisher nicht in der Lage ist, sich an schwächeren Tagen wie gewohnt gegen Niederlagen zu stemmen und auch bereits 2-3 Spiele gezeigt hat, wo dieser unbändige Wille, den wir als Mindesttugend einfordern nicht sichtbar war. Das gilt es schnell in den Griff zu kriegen und hier darf und muss man auch den Finger in die Wunde legen, was wir auch mehrmals in dieser Saison in Gesprächen nach den Spielen getan haben und auch weiter werden, wenn wir das Gefühl haben, dass es notwendig ist.
Dies gilt aber insbesondere auch für uns Fans und Zuschauer. Denn gerade in den letzten Spielen - just als die Mentalität auf dem Platz spürbar besser wurde - kommt von vielen Teilen der Ränge auch wenig Überzeugung auf den Rasen. Die Unterstützung der Mannschaft bleibt oft lethargisch und ohne echten Push, dazu haben sich gegen Sandhausen und vor allem gegen Rostock immer mehr Menschen genötigt gefühlt, durch Pfiffe auch noch negative Emotionen in die Veranstaltung zu bringen.
Keinem hat das Spiel gegen Rostock Spaß gemacht, zu dessen Wahrheit neben der am Ende verdienten 0:3-Niederlage aber auch gehört, dass die Jahnelf über 90 Minuten Moral bewiesen hat und sich trotz allen Rückschlägen durch eigene Fehler, Verletzungen und vergebene Chancen nie aufgegeben hat. Ist es da wirklich das richtige Signal, die Mannschaft auszupfeifen? Zum Glück hat ein großer Teil der Hans Jakob Tribüne nach dem Spiel mit dem gemeinsamen Singen nochmal ein klares Statement gegeben gegen die Pfiffe und die Mannschaft nochmal gepusht. Von einem Stadion, dass den unbändigen Willen und die volle Überzeugung vorlebt und auf den Platz überträgt, sind wir jedoch derzeit meilenweit entfernt.
Es ist das gute Recht jedes Einzelnen im Stadion das zu singen, schreien oder eben zu pfeifen, was man möchte. Es sollte aber auch das Bewusstsein da sein, dass jeder einzelne seinen Beitrag zum großen Ganzen leistet. Wenn wir anfangen, die "üblichen" Reaktionen zu zeigen, wie man sie von anderen Standorten kennt, dann verspielen wir Schritt für Schritt unseren Standortvorteil, der uns über Jahre ausgemacht und stark gemacht hat. Wenn wir beginnen, ein "normaler" Zweitligist zu sein, dann - das ist unsere volle Überzeugung - waren wir die längste Zeit Zweitligist. Der SSV Jahn ist seit Jahren am Zenit seines realistischen sportlichen Erfolgspotentials.

Wir haben Bock, weiter auf dieser Welle zu reiten. Wir haben Bock, das gemeinsam mit allen zu machen - mit allen Mitarbeitern, Trainern, Spielern, Ehrenamtlichen, Fans und Zuschauern! Wir haben Bock, das Jahnstadion mit euch allen zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen. Für uns ist es das Geilste, einen dreckigen Sieg gefeiert zu haben, wo wir alle gemeinsam mit voller Überzeugung die Jahnelf nach vorne peitschen und das Fünkchen dazu beitragen konnten, dass es am Ende gereicht hat.
Wenn der Mannschaft auf dem Platz der Glaube durch Rückschläge verloren geht, dann muss er eben von außen kommen. Wer pfeift, signalisiert der Mannschaft, dass er/sie nicht mehr an sie glaubt. Wer nicht an die Wende glaubt, hat aufgegeben und damit verloren. Welchen Wert hat diese Geste?
Lasst uns gegen Braunschweig und in der restlichen verbleibenden Saison auf unsere Stärken besinnen, zusammenhalten und die Jahnelf mit voller Kraft unterstützen. Schreit euch die Kehle raus, nehmt eure Nachbarn mit, pusht die Jahnelf für die nächsten drei Punkte! Wir freuen uns darauf!

Eure Ultras Regensburg 2001

P.S. Respekt an die Leute, die etwas anders sehen als wir, und uns das sagen möchten und das auch tun, indem sie vor oder nach dem Spiel ans Vorsängerpodest kommen. Das nehmen wir ernst. Plumpes anonymes Gepöbel über soziale Medien wird dagegen auch weiter keine Beachtung finden.